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Twittwoch in Düsseldorf: Zukunft der Medien – und haben sie eine?

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twitpicZwei Wochen zuvor schon und binnen drei Stunden waren die rund 120 Plätze für den Twittwoch ausgebucht. Weitere rund 140 Twitteratis standen auf der Warteliste und hofften auf einen Nachrückerplatz in letzter Minute. Ein paar hatten Glück, andere mogelten sich so rein. Das Gros aber schaltete sich per Twitter dazu. Was einerseits für das Interesse am Thema spricht, aber auch für selbiges an den drei Rednern auf dem Podium, das ich zusammen mit André Paetzel von der Agentur Deutsche Markenwelt moderieren durfte.

Zu denen Rednern gehörte Agentur-Urgestein Thomas Koch, seit 38 Jahren in der Werbeagenturszene zuhause und eifriger Nutzer diverser Online-Medien; Markus Hündgen, freier Videojournalist und Mitveranstalter der Deutschen Webvideotage und des Deutschen Webvideopreises in Essen sowie Roland Tichy, Chefredakteur der WirtschaftsWoche. Das multimediale Dreigestirn hätte kaum kontroverser sein können, alle drei vertraten recht unterschiedliche Thesen über die mediale Zukunft (weshalb wir sie ja auch gecastet hatten) und worüber sie dann auch gut 40 Minuten lang diskutierten.

So stand für Thomas Koch fest:

“Medien nehmen eine immer dominantere Rolle im Alltag ein, nur andere als bisher: TV, Print, Radio verlieren; Online wird zum neuen Leitmedium.”

Roland Tichy indes meinte:

“Journalisten müssen zu einer “publizistischen Persönlichkeit” werden und alle Formen der Social Media nutzen. Sonst verschwinden sie wie die mechanische Schreibmaschine.”

Und Markus Hündgen war überzeugt:

“Twitter war gestern – künftig muss jeder Journalist Videos machen können.”

Gerade Hündgens These als Auftakt für einen Twittwoch war freilich gewagt und verfehlte die provokative Absicht nicht (siehe auch Auszüge der Twittwall der Veranstaltung). Er ist davon überzeugt, dass die Bedeutung von Bewegtbild künftig steigen wird und der Journalist von morgen eben nicht nur schreiben können müsse, sondern auch drehen, schneiden, hochladen.

Das sei “eine fatale Illusion”, meinte Werber Koch. Schließlich gebe es nicht ohne Grund so etwas wie eine arbeitsteilige Gesellschaft. Und wer gut schreiben könne, müsse eben nicht notwendigerweise auch gut reden oder filmen können. Nicht die Technik sei entscheidend, sondern das Talent.

Dem konnte sich der WirtschaftsWoche-Chefredakteur, Roland Tichy, zwar so anschließen. Jedoch sei die Zeit heute schon vorbei, in der Journalisten und auch Redaktionen so etwas wie Gatekeeper für Informationen seien. Entsprechend reiche es heute nicht mehr, allein zu entscheiden, ob man die Leser per Text, Podcast oder Video informiert. Vielmehr müssten die Journalisten selbst zur Marke im Netz werden – zur “publizistischen Persönlichkeit”. Heute könne schließlich jeder eine Zeitung im Netz machen, twittern, filmen, facebooken. “Die Spezialisierungsvorteile haben diesbezüglich deutlich abgenommen”, sagte Tichy. “Damit bleiben Journalisten künftig immer austauschbar.” Redakteuren, denen es hingegen gelänge, Leser durch ihre hohe Kompetenz und Glaubwürdigkeit sowie durch ein klar erkennbares (Meinungs-)Profil an sich zu binden, seien die gefragten Spezialisten von morgen.

Ob das jedoch reicht, das Sterben insbesondere der Printmedien aufzuhalten, bezweifelten Thomas Koch und einige im Publikum. Koch zum Beispiel rechnet damit, dass Printmedien in den kommenden fünf Jahren weitere 25 Prozent ihrer Leserschaft an Online verlieren werden. Die 75 Prozent, die dann übrig bleiben, seien aber extrem treue Printleser und Fans von Gedrucktem.

Derweil spekulierten die anwesenden Twitterati im bereits wild darüber, welche große Zeitung als spätestens 2013 als nächstes eingestellt wird. “Videopunk Markus Hündgen tippte auf die “Frankfurter Rundschau”, Medienberater Thomas Knüwer dagegen auf seinen alten Arbeitgeber, das “Handelsblatt”. Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass hierzu bereits eine Wette unter Bloggern und Medienschaffenden läuft. Der Einsatz: Gerüchten zufolge eine iPad 2.

Zitate von der Twittwoch-Twitterwall

(Zum Vergrößern bitte anklicken)

twittwoch-quotes


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